SAKRALE BAUKUNST IM WANDEL DER ZEIT. Die Böhms. Zum 100. Geburtstag von Gottfried Böhm. Online Ausstellung Rückblick

 

Mitte März mussten auch in Jerewan die Museen geschlossen werden… Die Corona-Krise ließ die Welt und damit auch die Museen stillstehen. Doch die Kunst ließ sich nicht aufhalten und strömte digital aus den Museen in die Wohnungen der Menschen.
Mitte März wurden auch die Kirchen geschlossen, und das kurz vor Ostern.
In dieser Pandemie hatten wir zusammen mit dem  Al. Tamanian-National Museum-Institut für Architektur unsere 100 Jahre Gottfried
Böhm-Ausstellung zur Sakralen Baukunst geplant, die am Tag der Museen, am 18. Mai feierlich abgeschlossen werden sollte! Ein Teil der Exponate wurde vom 7. April bis zum 17. Mai dennoch online präsentiert. In der neuen Realität wurden unseren Gästen und Followern eine Auswahl von 12 wunderschönen Sakralbauten der Familie Böhm (11 Katholische Kirchen und eine Moschee) vorgestellt.
Heute, zum Tag der Museen schließen wir diese digitale Präsentation mit einer Zusammenfassung ab und hoffen, Ihnen die Ausstellung im Herbst physisch im Museum vorstellen zu können!
PS: In Deutschland öffnen die Museen seit Anfang Mai allmählich ihre Türen, mit neuen Vorschriften und Vorkehrungen. Wir wünschen den Museen in Armenien eine baldige Normalisierung der Situation und wieder physische Besucher in ihren Sälen.

Natia Mikeladse-Bachsoliani, Leiterin Goethe-Zentrum Eriwan

Das Al. Tamanian-National Museum-Institut für Architektur ist zum einen sehr froh, dass die Ausstellung “Sakrale Baukunst im Wandel der Zeit“ online präsentiert werden konnte, zum anderen aber auch etwas bedrückt, dass die Exposition aus verständlichen Gründen nicht wie geplant in unseren schönen Räumlichkeiten ausgestellt werden konnte.

Sobald unser Museum wieder geöffnet ist, werden wir die umfangreiche Exposition zum 100. Geburtstag von Gottfried Böhm bei uns ausstellen. Wir hoffen, dass unsere Besucher dann die Möglichkeit bekommen, die moderne sakrale Baukunst und deren Entwicklungen in Deutschland intensiver zu besichtigen. Diese Ausstellung dient für uns auch als Basis, diese mit den Tendenzen und Entwicklungen der sakralen Baukunst in Armenien zu vergleichen und zu diskutieren.

Wir schätzen die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Zentrum Eriwan sehr hoch und sind überzeugt, dass sie auch weiterhin vertiefen wird, mit neuen, interessanten und aufschlussreichen Ausstellungen.

Mark Grigoryan, Direktor Al. Tamanian-National Museum-Institut für Architektur 

KOLUMBA KAPELLE IN KÖLN-INNENSTADT, Architekt: Gottfried Böhm 1949-1956

Eines der frühesten Werke des Architekten Gottfried Böhm ist die Kapelle St. Kolumba, auch „Madonna in den Trümmern“ genannt, ein oktogonaler Zentralbau von 1949-1950. Der Grundstein für diesen Bau wurde am 8. Dezember 1949 gelegt. Trotz vieler Schwierigkeiten, die den Bau begleiteten, konnte am 7. Dezember 1950 die Weihe erfolgen. Sie ist jüngst in dem Bau des Diözesanmuseums „Kolumba“ von Peter Zumthor aufgegangen.

https://www.kolumba.de/?language=ger&cat_select=1&category=48&artikle=673&preview=

  

St. Kolumba, Innenansicht. Am Hintergrund Madonna in den Trümmern / Foto © Sandro Sulaberidze, 2020

St. Kolumba Kirche in Köln / Neubau von Gottfried Böhm in Form eins Oktagons (rechts) / Unbekannter Fotograf, um 1960 / mit freundlicher Genehmigung des Familienarchivs Böhm

KATHOLISCHE KIRCHE CHRISTUS AUFERSTEHUNG IN KÖLN-LINDENTHAL, Architekt: Gottfried Böhm / 1967-1970

In landschaftlich schönster Lage der Stadt Köln liegt am Ende des von Kastanienbäumen flankierten Aachener Weihers die katholische Kirche Christi Auferstehung. Im Innenraum findet sich eine höhlenartige Atmosphäre, deren Anmutung durch die rötlichen Ziegelwände noch verstärkt wird. Sie gilt als weiteres Beispiel der sehr plastischen, skulpturalen Bauwerken des Architekten. Mit ihr endete die Phase Böhm-typischen plastischen Baustil.

  

Katholische Kirche Christus Auferstehung in Köln-Lindenthal / Ostansicht, 2005 / mit freundlicher Genehmigung des Familienarchivs Böhm

Katholische Kirche Christus Auferstehung / Südfenster, Detail / Foto © Irina Kurtishvili, 2020

BÖHM CHAPEL / DIE EHEMALIGE PFARRKIRCHE ST. URSULA IN HÜRTH-KALSCHEUREN, Architekt: Gottfried Böhm / 1954-1956    

Einem antiken Tempel gleich, steht die Kirche frei inmitten einer weiten begrünten Oase. Die 2006 vom Erzbistum Köln aufgegebene Kirche wurde im Herbst 2010 als Galerie für moderne Kunst wiedereröffnet. Gottfried Böhm war bei der Einweihung dabei und erlaubte diese Namensgebung. Das Beispiel zeigt eine kreative und denkmalgerechte Umnutzung eines aus der Nutzung gefallenen Kirchengebäudes – allemal die bessere Alternative zum Abriss.

http://archiv.jablonkagalerie.com/

https://www.boehmchapel.com/

   

BÖHM CHAPEL / innen / Foto © Irina Kurtishvili, 2017

BÖHM CHAPEL / Freistehende Glockenturm auf der Nord-Südseite / Foto © Irina Kurtishvili, 2017

KATHOLISCHE KIRCHE ST.GERTRUD IN KÖLN-NIPPES, Architekt: Gottfried Böhm / 1961-1965

„Sankt gertrud: kirche+kultur“ ist ein besonderer Ort kultureller Kommunikation. Im Gegensatz zum neutralen Ausstellungsraum einer Galerie oder eines Museums bietet Sankt Gertrud Künstlern sowohl formal durch die imposante Betonarchitektur Böhms, als auch inhaltlich durch den geweihten Sakralraum eine einzigartige Herausforderung. Die Markanteste Bezeichnung der Kirche wird durch den hohen Glockenturm geleistet. https://de-de.facebook.com/sanktgertrud/

  

Katholische Kirche St. Gertrud. Ansicht Rückseite / Unbekannter Fotograf, um 1960 / mit freundlicher Genehmigung des Familienarchivs Böhm

Katholische Kirche St. Gertrud, Glockenturm / Foto © Sebastian Linnerz, 2011

KATHOLISCHE KIRCHE ST.KAMILLUS/KOLUMBARIUM IN MÖNCHENGLADBACH-DAHL, Architekt: Dominikus Böhm / 1929-1931 

Ursprünglich war das St. Kamillus Kolumbarium eine Krankenhauskirche. Nach der Profanierung im Sommer 2014 wurde die Kirche in Abstimmung mit den zuständigen Denkmalbehörden saniert und zu einem Kolumbarium umgebaut. Von weitem sichtbar ist die kolossale, aus dunkel gebrannten Ziegelsteinen erbaute Eingangsfassade mit vorgelagerter Freitreppe. Neben Trauerfeiern finden im Kolumbarium auch kulturelle Veranstaltungen statt.

https://www.st-kamillus-kolumbarium.de/

  

St. Kamillus Kirche in Mönchengladbach, Innenansicht. Marmorgrabplatten sind in verschiedenen Farbnuancen hinterleuchtet / Foto © Irina Kurtishvili, 2017

St. Kamillus Kirche in Mönchengladbach, Glasfenster, Fragment / Foto © Irina Kurtishvili, 2017

KATHOLISCHE KIRCHE ST.ENGELBERT IN KÖLN-RIEHL, Architekt: Dominikus Böhm / 1930-1932

Von dem alleeartig angelegten Riehler Gürtel etwas zurückgesetzt, steht der Bau erhöht auf einem Sockel. Seinen monumentalen Charakter unterstreichen der frei gestellte Turm, die breite Treppe und die umgrenzenden Mauern, die den Blick aus der Nähe verwehren. Der Volksmund eignete sich die “ungewöhnliche Konstruktion der Kirche” unter dem Spitznamen “Zitronenpresse” an. St. Engelbert gilt als einer der Ursprungsbauten moderner Kirchenarchitektur.

https://www.sankt-engelbert-und-sankt-bonifatius.de/unsere-kirchen/st-engelbert/

  

St. Engelbert Kirche in Köln-Riehl, Rückseite / Foto © Sandro Sulaberidze

St. Engelbert Kirche in Köln-Riehl, innen / Foto © Sandro Sulaberidze

KIRCHE DES ST. ELIZABETH-KRANKENHAUSES IN KÖLN-HOHENLIND, Architekt: Dominikus Böhm / 1928-1932

Betritt man die Krankenhauskirche, ist man überrascht von ihrer Größe und Höhe. Der Gesamteindruck der Kirche ist eher klar und nüchtern. Der größte Teil der Marmorverkleidung war durch den Krieg zerstört, sodass man, abgesehen von den Resten im Hintergrund der Kirche, auf ihre Erneuerung verzichtete. Die Kirche des St. Elizabeth-Krankenhauses wird heute für Konzerte, Vorträge und Gedenkfeiern genutzt.

 http://www.bilderbuchkoeln.de/Fotos/lindenthal_klinik_hohenlind_1935_in_der_werthmannstra%C3%9Fe_historisch_2765

  

Kirche des St. Elizabeth-Krankenhauses in Köln-Hohenlind, außen / Foto © Sandro Sulaberidze

Kirche des St. Elizabeth-Krankenhauses in Köln-Hohenlind, innen / Foto © Sandro Sulaberidze

Sakristei St. Christophorus in Werne (NRW), Architekt: Stephan Böhm / 1994-1999

Sanieren oder abreißen? Vor dieser Frage steht die katholische Kirchengemeinde in Werne. Am Seitenschiff der Kirche St. Johannes haben sich nach dem Hitzesommer 2018 Risse gebildet. Und in die Sakristei dringt seit längerem Wasser ein. Der Architekt macht sich für den Erhalt stark. Die Schäden an dem Gebäude seien deutlich geringer als von der Gemeinde dargelegt. Jetzt ist es aber amtlich – die Sakristei bekommt keinen Denkmalstatus.

https://www.ruhrnachrichten.de/werne/sakristei-an-st-christophorus-bekommt-keinen-denkmalschutz-1354843.html 

   

Sakristei St. Christophorus in Werne, außen / Foto © Stephan Böhm Architekten

Sakristei St. Christophorus in Werne, innen / Foto © Stephan Böhm Architekten

Katholische Pfarrkirche St. Pius X in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen), Architekt: Peter Böhm, 1998  

Mit der Wende und den dadurch gegebenen neuen Möglichkeiten ergab sich für den Kirchbau im Osten Deutschlands eine segensreiche Situation. An einem Hang gelegen öffnet sich der Bau in Form eines Triptychons zum Tal hin und zur Stadt. Die Kirche ist weithin sichtbar und bildet mit ihrer markanten Form einen Fixpunkt im Stadtbild von Hohenstein. Der Rot eingefärbte Beton nimmt die Farbe des in der Gegend vorkommenden natürlichen Gesteins auf.

https://www.german-architects.com/de/peter-bohm-architekten-koln/project/st-pius-x

  

Katholische Pfarrkirche St. Pius X in Hohenstein-Ernstthal, außen / Foto © Lukas Roth

Katholische Pfarrkirche St. Pius X in Hohenstein-Ernstthal, innen / Foto © Lukas Roth

Neubau der Katholischen Pfarrkirche St. Theodor in Köln-Vingst (NRW), Architekt: Paul Böhm / 2002

St. Theodor ist der erste Sakralbau Paul Böhms. Der Vorgängerbau der Kirche war durch Krieg und ein Erdbeben im Jahr 1992 so stark beschädigt, dass er abgetragen werden musste. Nur der Quader des Glockenturms konnte erhalten bleiben. Böhm gewann den Wettbewerb für den Neubau in einem Verfahren, bei dem nicht weniger als 162 Entwürfe eingereicht wurden.

https://www.boehmarchitektur.de/st-theodor-vingst

  

Neubau der Katholischen Pfarrkirche St. Theodor in Köln-Vingst, außen / Foto © Klaus Zölzer

Neubau der Katholischen Pfarrkirche St. Theodor in Köln-Vingst, Altar / Foto © Klaus Zölzer

ISLAMISCHES KULTURZENTRUM IN KÖLN-EHRENFELD, Architekt: Paul Böhm / 2006-2013

Die Anlage gruppiert sich um einen zur Venloer Straße hin geöffneten Hof. Eine breite Rampentreppe verbindet die zwei Hauptgeschossebenen. Böhms Architektur ist Kühn, aber nicht dominant. Nicht alles entspreche ursprünglichen Wünschen der Architekten. Das Islamisches Kulturzentrum ist eine neue Moschee in Köln-Ehrenfeld, die der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DiTiB) als Zentralmoschee dient.

www.boehmarchitektur.de

  

Islamisches Kulturzentrum in Köln-Ehrenfeld, außen / Foto © Christopher Schroeer-Heiermann, 2017

Islamisches Kulturzentrum in Köln-Ehrenfeld, innen / Foto © Christopher Schroeer-Heiermann, 2017

WALLFAHRTSKIRCHE MARIA KÖNIGIN DES FRIEDENS IN VELBERT-NEVIGES, NRW, Architekt: Gottfried Böhm / 1963-1968

Innerhalb der langen Reihen von ausgeführten Entwürfen für Gemeindezentren und Gotteshäuser ist die Wallfahrtskirche in Neviges der wohl prominenteste, weithin bekannt gewordene Kirchenbau Böhms. „Man kann diesen atemraubend großen, vielfältig gebrochenen, nischenreichen, Geborgenheit vermittelnden Raum nicht ohne innere Bewegung zum Kenntnis nehmen. Ich hatte nie Schwierigkeiten, dabei an Brunelleschi, Gaudi oder an das Pantheon zu denken. Freilich ist es eine Kathedrale aus Beton.“ Manfred Sack

https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/maria-koenigin-des-friedens/Kirchengemeinde-Maria-Koenigin-des-Friedens/kirchen/

   

Wallfahrtskirche Maria in Velbert-Neviges, Pilgerweg zur Kirche / Foto © Sandro Sulaberidze, 2020

Wallfahrtskirche Maria in Velbert-Neviges, Glasmalerei innen / Foto © Sandro Sulaberidze, 2020

 

Kuratorin der Ausstellung:

Irina Kurtishvili
www.irinakurtishvili.com