Zur Eröffnung des Goethe-Zentrums Eriwan

Kurz vor dem 200-jährigem Jubiläum von J.W. Goethes „West-östlichen Divan“ erweitert das Goethe-Institut seine Präsenzen im Südkaukasus. Im Dezember 2017 wurden neben dem Goethe-Institut Tbilissi zwei neue Goethe-Zentren in Jerewan und Baku eröffnet und damit ein Signal für die kultur-politische Bedeutung der Region gesetzt.
Das Goethe-Zentrum Eriwan feierte seine offizielle Einweihung am 16. Dezember 2017. Es beinhaltet eine innovative Präsenzform: das Sprachlehrzentrum „Kaptarar“, welches schon seit mehr als fünf Jahren in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut funktioniert, der deutsche Lesesaal und das Büro der Expertin für Unterricht sind bereits seit September 2017 mit den neuen Räumlichkeiten für Kulturveranstaltungen und dem Büro der Expertin für Kultur unter einem Dach untergebracht, was eine fruchtbare Zusammenarbeit und Intensivierung der Programmarbeit ermöglicht.
Zur Eröffnung des Goethe-Zentrums Eriwan gab es von beiden Seiten hochkarätige Redner. Der armenische Außenminister Edward Nalbandjan, der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann, der armenische Bildungsminister Levon Mkrtchyan, sowie der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Matthias Kiesler begrüßten das Publikum. Anwesend waren auch der Botschafter Armeniens in Deutschland, Aschot Smbatjan, der Regional Leiter des Goethe-Instituts Rüdiger Bolz und die Leiterin des Goethe-Institut Tbilissi, Barbara von Münchhausen.
In der Kulturarbeit kann das neue Zentrum durchaus an erfolgreiche Programme aus der Vergangenheit anknüpfen. Dazu zählen etwa die langjährige Zusammenarbeit mit dem Filmfestival „Golden Apricot“, mit dem High-Theaterfestival in Eriwan oder den freischaffenden armenischen Kuratoren.

Der Deutsche Lesesaal wird mit seiner modernen Einrichtung zu einer Anlaufstelle für ein Kunst-und Kulturinteressiertes Publikum ausgebaut, indem der Bestand durch thematische Kollektionen zur Architektur, Film, Bildender Kunst u.a. bereichert wird und zunehmend Schwerpunktveranstaltungen angeboten werden. Ein gemeinsamer und variabel einzurichtender Veranstaltungssaal mit moderner Technik und Bestuhlung ermöglicht verschiedene Veranstaltungsformate. Geplant sind Film- und Leseclubs, Linol- und Siebdruckworkshops mit deutschen Referenten, deutsch-armenische Vice-Versa Übersetzungswerkstatt für Literatur, Veranstaltungen zur urbanen Stadtentwicklung, Workshops im Handschrifteninstitut und vieles Anderes. Die neue Präsenz in Armenien und die vom Deutschen Parlament zur Verfügung gestellten Mittel ermöglichen eine stärkeres Engagement des Goethe-Instituts im Land, sowohl in der Hauptstadt als auch in der Peripherie. Es gibt sowohl im Bereich traditioneller Hochkultur wie im Film, in der entstehenden Kreativindustrie, im Jazz, in der elektronischen Klubmusik und in der freien Kunstszene eine Fülle potentieller Partner für die kulturelle Programmarbeit des Instituts.
Die feierliche Eröffnung des neuen Goethe-Zentrums Eriwan in der Mher Mkrtchyanstraße Nr.1 wurde von der Ausstellungseröffnung „Hauptstadt der Sehnsüchte“ begleitet, die am 22. Februar 2018 unter Beteiligung eines zahlreichen Publikums mit einer fast dreistündigen Diskussion zur den Problemen der Stadtentwicklung geschlossen wurde. Die Ausstellung ist ein Startup eines Projektes der Region Osteuropa/Zentralasien 2019/20 zur Architektur und Urbanistik der postsowjetischen Städte im 20. Jahrhundert und den deutschen und europäischen Einflüssen vom Bauhaus bis in die jüngste Vergangenheit. Die Kuratoren der Ausstellung waren: Ruben Arevshatyan und Georg Schöllhammer.

Gleich die erste Veranstaltung in der Räumlichkeiten des Goethe-Zentrums zeigte, dass dieser neue Ort in der Stadt zum Publikumsmagneten werden kann, wenn es auf die Erfordernisse und „Sehnsüchte“ der lokalen Akteure eingeht und diese in einen fruchtbaren Austausch mit den deutschen und europäischen Partnern bringt.