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Die armenische Frau und das 20. Jahrhundert. Nward Zarian. Online Ausstellung

14/07/2020 @ 16:00 - 16/07/2020 @ 18:00

Nward Zarian (1917-2005), Bildhauerin

Nward Zarian

Nward Zarian wurde 1917 in Florenz geboren. Sie kam in der Familie des berühmten Literaturwissenschaftlers und Schriftstellers Kostan Zarian und der Pianistin Taguhi Schahnazarian zur Welt. Die Armenierin wurde zu einer bekannten Bildhauerinnen in Italien, in dem sie den schwierigen Weg dieser Kunstrichtung wählte.

   

Kostan Zarian und Taguhi Schahnazarian

Nward Zarian, 4 Jahre alt

Im Gegensatz zu ihren Eltern, die sich der Literatur und Musik gewidmet hatten, wählte Nward eine völlig andere Richtung in der Kunst.

Ihr Vater sagte einst: „Jedes Kunstwerk ist ein eigenes Universum, das in unserem Inneren Platz findet und auch uns in sich aufnimmt.“

Mit ihrem Vater, Kostan Zarian

Die Familie

Dieses Zitat von ihrem Vater motivierte Nward, um in die Welt der Kunst einzutauchen und führte sie somit in die Tiefen der Bildhauerei.

Kostan Zarian, Venedig

Von 1934-1936 studierte Nward am „Liceo Artistiko“ in Venedig und in unterschiedlichen Werkstätten von Mailand. 1940 absolvierte sie die Skulpturabteilung der Kunstakademie in Rom.

Nward war gerade erst 19 Jahre alt, als sie bei einem Portrait-Wettbewerb in Neapel den ersten Platz gewann. Später wandte sich übrigens die iranische Regierung an die junge Künstlerin mit der Bitte, das Portrait vom letzten Schah Reza Pahlavi zu malen.

  

Nward Zarian, Rom

Nward Zarian, „Die orientalische Frau“

Das Mädchen malte eifrig, was ihr auch recht gut gelang, aber dann folgte sie dem Rat des berühmten italienischen Bildhauers Adolfo Wildt und widmete sich der Kunst der Bildhauerei. Sie lernte den bekannten Bildhauer Mario Chimara kennen, den sie später heiratete. Die junge Frau führte ihr Studium an der Kunstakademie von Rom in der Werkstatt des berühmten Bildhauers Angello Zanelli fort.

  

Werkstatt

Die Kunstakademie in Venedig diente Nward als Basis zum Selbstausdruck und Selbsterkenntnis… 1938 nahm Nward zum ersten Mal in Rom an einer panitalienischen Kunstausstellung teil. Dort präsentierte sie ihre Arbeit „Mütterlichkeit“ aus Tufstein.

Leider wurde ihre schöpferische Tätigkeit durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. In diesen Jahren nahm Nward eifrig an der italienischen Widerstandsbewegung teil und kämpfte mit den Partisanen gegen die faschistischen Truppen.

1950 rief die italienische Regierung in Rom ein Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung des neuen Bahnhofs aus. Das war ein sehr bedeutender Wettbewerb. Unter den Teilnehmern waren schon recht bekannte Bildhauer, die schon eigene Werkstätten hatten, wie z.B. Renato Guttuso, Leonicello, Chimara, Turcovatta. Aber den ersten Platz erhielt gerechterweise Nward Zarian. Das war ein wahrhaftiger Triumph, der ihr den Weg zu neuen Durchbrüchen öffnete.

Der Kunsthistoriker Giulio Morullini schrieb im Kunstmagazin „Paese Sera“: „Ich führe diesen Artikel mit der folgenden Bitte an meine Kollegen ein: der Stuhl in der ersten Reihe der Bildhauerei muss einstimmig an Nward Zarian vergeben werden.“

Nward Zarian, „Der Mandolinenspieler“

Nward Zarian, „Erwartung“

Schon bald wurden in der Galerie “Galleria dello zodiacko“ in Rom Nwards 18 Skulpturen und Zeichnungen ausgestellt. Sie organisierte auch eine ganze Reihe von individuellen Ausstellungen in Kopenhagen, Oslo, Wien, nahm an zahlreichen Biennalen teil und reiste viel durch Europa.

„Nward Zarians Kunst ist eine Pracht, die man bei den Skulpturen Ausstellungen eher selten zu sehen bekommt“, meinte der Kunsthistoriker Atillio Crespi.

Nward Zarian

In Nwards Werken ist das Thema der Frau, der Mutter dominant. Sie bewundert die Ideen der Maternität und der Reproduktion. Sie blieb ihrer Vergangenheit, der Geschichte ihrer Familie und ihren Wurzeln immer treu. Über ihre Heimat hat sie sich folgendermaßen geäußert: „Die echte Heimat ist viel prächtiger, als ich gedacht hatte. Ich habe mit den unterschiedlichsten Steinen gearbeitet, aber der Stein meiner Heimat erfordert vom Meister andere Fertigkeiten.“

Nward Zarian beim Arbeiten

“Die Sprache ist wie Blut, dieses Blut kann man nicht ändern. Die Sprache hat einen Geist, diesen Geist kann man nicht verfälschen. Das sind grundlegende Weisheiten. Kann man denn bei uns eine Kirche im Rokokostil bauen? Kann man nicht. Kein Armenier würde in diese Kirche zum Beten eintreten. Und diejenigen, die sich entfremden wollen, sollen es ruhig tun, ihnen eine gute Reise dabei! Das heutige Armeniertum ist keine Quantität, sondern Qualität“.
Das sind die Worte ihres Vater. In solch einer Familie aufgewachsen, hätte sich  die junge Künstlerin wohl kaum von ihrer Heimat entfremden können. Obwohl Nward in Italien lebte, schuf sie zahlreiche Skulpturen aus armenischen Steinen und verschenkte eine Vielzahl ihrer Arbeiten an ihr Heimatland.

Kostan Zarian

1964 wurde in Jerewan Nwards erste Ausstellung eröffnet. Diese Reise machte sie zusammen mit ihrem Vater und Bruder. Ihr Bruder, Armen Zarian, war Architekt und lebte nach dem Rat seines Vaters in Jerewan.

25 Werke der Exposition schenkte Nward der Nationalgalerie Armeniens.

Nward Zarians Ausstellung in Jerewan

Das nächste Mal besuchte sie Armenien 1970. Diesmal war der Vater nicht dabei, da er 1969 verstorben ist. Nward kam aus innerem Antrieb und war überzeugt, dass eines Tages ihre Skulpturen die Straßen der Hauptstadt verzieren würden. So hatte es ihr die Regierung versprochen. Doch die gleichgültigen Beamten hielten ihre Versprechen nicht ein…

Nward Zarian

Nwards Bruder, Armen Zarian war ein bekannter und begabter Architekt und Wissenschaftler. Er wurde in Konstantinopel geboren. In Venedig besuchte er das Gymnasium von Murad Rafaeljan, studierte danach zwei Jahre lang an der Fakultät für Architektur der Universität Venedig und setzte dann sein Studium in Rom fort. Unter anderem hat er auch in der Ecole des Beaux Arts in Paris studiert. Nach einigen Jahren in Marokko kehrte er zuerst nach Rom zurück und zog dann 1963 nach Armenien.

In Armenien hat Armen Zarian zahlreiche Wohnhäuser und Bauten entworfen, wie z.B. das Wohnhaus des Schriftstellerverbandes in der Tumanjan-Straße, die Unterführungen auf den Haupstraßen von Jerewan, das Untergeschoß des Museums für Moderne Kunst in der Maschtoz-Straße usw. Armen Zarian verzichtete auf sein sicheres Leben und die unbegrenzten Arbeitsmöglichkeiten in Europa und verbrachte sein Leben in der Heimat, wo er eine beachtliche Spur in der Architektur hinterließ.

  

Armen Zarian

Nward Zarians letzte Ausstellung wurde 1996 in der Kleinstadt Santa Marinella, unweit von Rom eröffnet. In dieser Stadt am Meer befand sich auch Nwards schönes Haus, in dem sie bis zu ihrem Tod 2005 lebte.

Nward blieb den realistischen Kunsttraditionen immer treu, und war dennoch eine moderne Künstlerin. In ihren Werken kommen die Gestalt der dominanten Frau, die Ideen von Hoffnung, Erwartung, Ermüdung so vital und begeisternd zur Erscheinung, dass sie mit der Zeit immer sichtbarer und klangvoller werden. Ob zu unrechtes Vergessen, Gleichgültigkeit oder einfach nur ihr Schicksal… Nwards Kunst ist trotzdem nicht vergessen und wird immer weiterleben.

 

Nward Zarians Skulpturen

Fotos: Wikipedia und Nationalgalerie von Armenien

Artikel von Sona Alexanyan

Details

Beginn:
14/07/2020 @ 16:00
Ende:
16/07/2020 @ 18:00

Veranstalter

Goethe-Zentrum Eriwan
KIN International Womens Filmfestival