Made in Germany: Deutsches Filmprogramm auf dem Golden Apricot Film Festival

Vom 7. bis zum 14. Juli findet wieder das  Golden Apricot Film Festival in Yerevan statt, mit welchem das Goethe-Institut schon seit 2005 zusammenarbeitet. Zusammen erstellen wir jedes Jahr das deutsche Filmprogramm MADE IN GERMANY, welches während des Festivals eine Auswahl an preisgekrönten und aktuellen deutschen Filmen zeigt.

ATLAS

Deutschland 2018 Spielfilm 100 Min.

Regie: David Nawrath

09.07.2019, um17:00, Moscow Cinema, Blue Hall

Der 60-jährige Walter ist Möbelpacker für Zwangsräumungen. Er ist der treueste Schlepper, den Walters Chef Roland Grone in seiner Spedition hat. Walter ignoriert die Schmerzen, die ihm der Knochenjob bereitet, ebenso wie das Leid der Menschen, in deren Privatsphäre er täglich eindringt. Grone plant mit Hilfe eines zwielichtigen Familienklans ein riskantes Immobiliengeschäft. Ein Altbau soll entmietet und teuer weiterverkauft werden. Nur: Der letzte Mieter weigert sich auszuziehen. Walter glaubt, in dem jungen Mann seinen Sohn wiederzuerkennen, den er vor Jahrzehnten im Stich gelassen und seitdem nie wiedergesehen hat. Ohne sich ihm zu offenbaren, nähert sich Walter seinem Sohn Jan und dessen Familie behutsam an. Als ihm klar wird, wie unberechenbar die Männer sind, auf die sich Grone eingelassen hat, gerät Walter zunehmend unter Druck.

 

LUZ

Deutschland 2017/2018 Spielfilm 70 Min.

Regie: Tilman Singer

09.07.2019, um 23:00, Moscow Cinema, Blue Hall

Regnerische Nacht. Luz, eine junge Taxifahrerin, schleppt sich durch die beleuchtete Tür einer heruntergekommenen Polizeidienststelle. In einem Nachtlokal verwickelt die verführerische Nora den Polizeipsychotherapeuten Dr. Rossini in ein Gespräch. Im Verlauf des Abends erzählt sie von der rebellischen Vergangenheit ihrer alten Schulkameradin Luz auf einer chilenischen Mädchenschule. Nora ist von einem Dämon besessen. Dieses Wesen, das von ihr Besitz ergriffen hat, sehnt sich nach der Frau, die es liebt – Luz. Nora macht Dr. Rossini betrunken und der Dämon bemächtigt sich des ahnungslosen Therapeuten. Unter Aufsicht seiner Kollegen, der Kommissarin Bertillon und des Übersetzers Olarte, versetzt Dr. Rossini auf dem Kommissariat die verwirrte Luz in Hypnose. Luz exerziert die Geschehnisse kurz vor ihrer Ankunft bei der Polizei durch. Doch das Wesen, das unbemerkt in Dr. Rossini steckt, will mehr. Allmählich nimmt es Einfluss auf Luz’ Erinnerungsspiel und legt dabei lange Verdrängtes wieder frei. „Luz“ ist ein Thriller, der mit der Sinneswahrnehmung der Zuschauer*innen spielt.

 

PAPST FRANZISKUS – EIN MANN SEINES WORTES

Deutschland, Italien, Schweiz, Frankreich 2017/2018 Dokumentarfilm 96 Min.

Regie: Wim Wenders

10.07.2019, um 18:30, Moscow Cinema, Blue Hall

Dokumentarfilm über Papst Franziskus, in dem das Oberhaupt der katholischen Kirche sich zu unterschiedlichsten Fragen äußert, die ihm Menschen aus aller Welt, allen Altersgruppen und allen Gesellschaftsschichten stellten. Es geht dabei um Immigration und soziale Ungerechtigkeit, um Familie und Sexualität, um Kapitalismus und Glauben. Daneben begleitet Regisseur Wim Wenders den Papst bei einigen seiner zahlreichen Reisen, etwa nach Jerusalem oder zu den Vereinten Nationen in New York.

 

MACKIE MESSER – BRECHTS DREIGROSCHENFILM

Deutschland, Belgien 2017/2018 Spielfilm  130 Min.

Regie: Joachim Lang

11.07.2019, um 22:00, Moscow Cinema, Blue Hall

Wer kennt nicht Brechts „Die Moritat von Mackie Messer“ mit der Musik von Kurt Weill: „Und der Haifisch, der hat Zähne…“. Nach der Uraufführung 1928 war der deutsche Meisterdichter ganz obenauf und beschloss, sich auf eine Verfilmung einzulassen. Später wurde sein scharfes und radikales Drehbuch abgelehnt, und Georg Wilhelm Pabst verfilmte 1931 erstmals das Meisterstück nach einem Drehbuch von Béla Balázs und anderen. Brecht wehrte sich juristisch dagegen.

Der Film schildert seine Bemühungen, zunächst dieses Projekt ohne Kompromisse zu Stande zu bringen, stets im wortgewaltigen Kampf mit denen in Hollywood. Zugleich mittendrin in der Dreigroschenoper, mit großem Aufwand und in Starbesetzung. Zwei Welten prallen aufeinander. Bertolt Brecht hockt in der Bar, die berühmte Zigarre im Mund, und erklärt allen, wie die Kunst sein muss. Er weiß, dass er ein Star ist und genießt es. Zugleich ist er seine eigene Figur, Mittelpunkt der eigenen Inszenierung. Ein opulenter Film, der versucht, auch in der eigenen Form „brechtisch“ zu sein und auf keinen Fall so, wie die in Hollywood sich das von ihm gewünscht haben: sich dumm stellend gegenüber dem Gemachtsein von Kunst. Ein Film zum Eintauchen in die Welt des Bertolt Brecht.

 

THE WOLF HOUSE

Chile, Deutschland, Animation/Trickfilm 2018 75 Min.

Regie: Cristóbal León, Joaquín Cociña

13.07.2019, um 21:30, Moscow Cinema, Blue Hall

Eine Geschichte baut auf die nächste auf. In der ersten geht es um eine lebensfrohe Gemeinde frommer Deutscher im Süden von Chile. So idyllisch die Berge und rosigen Wangen in den Archivbildern, die hier zum Einsatz kommen, auch wirken mögen, selbst der Erzähler erwähnt die Gerüchte, die Geschichte weniger appetitlicher Art sind. Dann wird ein Text eingeblendet, der nicht nur von Maria erzählt, einem Mädchen, das aus der Siedlung in den Wald geflohen ist, um einer Strafe zu entgehen, sondern auch von drei Schweinchen und einem bösen Wolf. Der Großteil des Films schildert in einer betörend-kunstvollen Stop-Motion-Animation, was Maria in dem Haus widerfährt, das sie im Wald entdeckt hat. Hierbei handelt es sich weniger um eine Geschichte als um eine Ortserkundung, denn das Haus ist stets in Bewegung: Bilder tänzeln über die Wände, Möbel tauchen auf und verschwinden, Zimmer dehnen sich aus und schrumpfen, Lampen flackern, Wesen wachsen aus dem Boden wie Bäume. Auch das Mädchen und die Schweine verlieren bald ihre feste Gestalt. Es scheint, als wolle selbst das Haus, das um sie her bebt, etwas loswerden, eine weitere Geschichte vielleicht – oder doch eine Warnung? „Es war einmal…“

 

Eingeladene Gäste zu GAIFF PRO

    MARTIN HAGEMANN, Film- und Fernsehproduzent

Nach seinem Germanistik/Geschichte-Studium lernte der 1958 im Ruhrgebiet geborene Martin Hagemann das Produktionshandwerk als Fahrer, Aufnahme-, Produktions- und Herstellungsleiter im Studio Hamburg, bei der Werbefilmproduktion Markenfilm in Wedel und kleineren eigenen Produktionen in Deutschland und Russland, bevor er mit der 1990 von ihm in Berlin mitgegründeten zero film ca. 30 Spiel- und Dokumentarfilme, viele davon für den internationalen Markt, produzierte. Seit  2006 ist Martin Hagemann Inhaber und Geschäftsführer der zero fiction film, mit der er auf der BERLINALE 2011 den Spielfilm THE TURIN HORSE von Béla Tarr vorstellte (Silberner Bär). Der Dokumentarfilm THE LAW IN THESE PARTS von Ra’anan Alexandrowicz, eine deutsch-israelische Koproduktion, gewann 2012 den Dokumentarfilmwettbewerb in SUNDANCE und die HOTDOCS in Toronto.

Im BERLINALE-Wettbewerb 2014 hatte die Koproduktion JACK Premiere (Regie: Eddie Berger), der Film gewann 2015 den Deutschen Filmpreis in Silber für den besten Spielfilm. Im April 2016 feierte  der neue Dokumentarfilm von Susan Gluth URMILA-MY MEMORY IS MY POWER in Toronto bei den HOTDOCS Premiere.

2009 wurde Martin Hagemann auf die Professur für Film- und Fernsehproduktion an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF berufen.

 

    EVA BLONDIAU, PRODUZENTIN

Eva Blondiau ist Absolventin der Internationalen Filmschule Köln und Gründerin der Produktionsfirma Color of May.

Sie schloss 2012 mit ihrer Produktion von Elmar Imanovs „Die Schaukel des Sargmachers“ an der ifs Internationale Filmschule Köln ab. Der Diplomfilm wurde zu mehr als 100 Festivals eingeladen und gewann über 40 Auszeichnungen, darunter den Studenten-Oscar. Im Jahr 2013 gründeten sie ihre Produktionsfirma Color Of May und produzierte ihren nächsten Kurzfilm „Torn“, der 2014 bei den Director’s Fortnight in Cannes Premiere feierte. Seitdem produzieren sie Iosep ‘Soso’ Bliadzes Kurzfilm „Three Steps“ und Veronika Glasunowa und Lukasz Lakomys Spielfilm „Long Echo“ sowie Boris Khlebnikovs filmstiftungsgefördertes Drama „Arrhythmia“, für das Blondiau mit dem Produzentenpreis des Hamburger Filmfests ausgezeichnet wurde. Imanovs filmstiftungsgeförderter Debütfilm „Ende der Saison“ gewann den FIPRESCI Award beim diesjährigen Internationalen Film Festival Rotterdam. Aktuelles Projekt ist „Otar’s Death“ von Ioseb „Soso“ Bliadze, das sich in der Postproduktion befindet.